Lena Gorelik, Autorin
Dass man nicht weiß, wo man beginnt, den Debütoman von Sasha Marianna Salzmann zu erzählen, bei welcher Geschichte, in welchem Land, bei welchem Familienzweig, ist vielleicht genau die Frage, die die Autorin in ihrem Geschichtensog stellt: Wo beginnen wir, und wie werden wir, die wir sind, während wir verzweifelt versuchen, nicht das zu werden, was unsere Eltern und Großeltern einmal waren. Wir sind, aber wir sind weil, und das Weil ist groß, es ist größer, als wir das manchmal wahrhaben wollen. Das Weil sind unsere Vorfahren, unsere Familien, die gelebt, gelitten, geliebt, gezankt, gefürchtet, gelacht, gefühlt haben. […] Wichtige gesellschaftliche Fragen wirft die Autorin mit einer Selbstverständlichkeit auf, dass man die umständlich geführten Debatten darüber nur noch lächerlich finden kann. Ali ist ein Mädchen, Anton ist ein Junge, so beginnt es, als die beiden auf die Welt gepresst werden, aber als der Roman endet, der Roman, nicht seine Geschichte, ist Ali ein Mann, vielleicht. Auch das ist eine Stärke des Romans, dass alle Vielleichts als solche stehen gelassen werden dürfen.
Lena Gorelik, geboren 1981 in Sankt Petersburg, kam 1992 zusammen mit ihrer russisch-jüdischen Familie als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. Sie ging in Baden Württemberg zur Schule. Nach ihrer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München absolvierte sie den Elitestudiengang „Osteuropastudien“.
Lenas Empfehlung für die bunteste Literaturliste Deutschlands:
Außer sich
Sasha Marianna Salzmann
Gebunden
366 Seiten
ISBN: 978-3-518-42762-0
Suhrkamp